Lisa Schubach

… interessiert sich für Beizjagd

Windkraftanlagen an falschen Standorten können erwiesenermaßen zum lokalen Aussterben einzelner Arten führen.

Ich habe Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement studiert und arbeite seit 2010 als selbstständige Falknerin im eigenen Familienbetrieb. Schon in der fünften Klasse führte ich Mitschüler durch unseren Garten, zeigte und erklärte ihnen unsere Tiere. Seit Kurzem bin ich staatlich zertifizierte Waldpädagogin und liebe es, Kindern die Natur näherzubringen.


Fünf Fragen an Lisa

Wie funktioniert die Jagd mit einem Beizvogel? 

Wir nutzen sein angeborenes Jagdverhalten und bauen es durch Training aus. Der Vogel lernt, dass er mit dem Falkner gemeinsam Beute machen kann, gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung stehen an erster Stelle. Falkner und Greifvogel, manchmal auch noch Hund oder Frettchen, arbeiten eng zusammen, es entsteht eine dicke Freundschaft ohne Abhängigkeiten. Die Jagd endet immer mit einem vollen Kropf für den Vogel – nicht immer mit Beute für den Falkner. 

Wie bildet man einen Beizvogel aus?

Wir müssen zuerst das Vertrauen des Vogels gewinnen. Es sind zwar gezüchtete Vögel, aber sie lassen sich nicht domestizieren wie ein Jagdhund. Der Falkner muss positiv im Gedächtnis bleiben, Futter ist unser Verstärker. Wenn der Vogel auf der Faust des Falkners sogar einschläft, ist die größte Hürde genommen. Danach lernt er, zur Faust des Falkners zu fliegen – am Anfang gesichert durch eine Leine, nach wenigen Tagen bis Wochen frei. Danach folgt das Einjagen auf die gewünschte Wildart. Nach insgesamt zwei bis drei Monaten Ausbildung geht es los mit der Beizjagd. 

Welche Tipps hast du für Personen, die einen verletzten Greifvogel finden?

Lebende und offensichtlich verletzte Tiere mit Decke oder Jacke einfangen und schnellstmöglich in einem dunklen Pappkarton verstauen. Der sollte so groß sein, dass der Vogel darin ohne anzustoßen stehen kann, damit er sich nicht das Gefieder zerstört. Ganz wichtig: Dunkelheit! Denn alles, was er sehen kann, verängstigt ihn, und er verliert nur noch mehr Kraft. Niemals sofort füttern oder Wasser geben – das kann zum Tod führen. Zuallererst Falkner, Ornithologen, vogelkundigen Tierarzt, Wildtierauffangstation oder Greifvogelwarte informieren und auf deren Anweisung warten.

Welche besonderen Herausforderungen gibt es bei der Pflege von verletzten Greifvögeln? Kann das jeder?

Erste Hilfe kann jeder leisten, doch danach gehören Greifvögel und Eulen ausschließlich in die Hände eines Fachmannes. „Ich habe es doch nur gut gemeint“ reicht nicht und kann den Tod eines Vogels bedeuten oder eine Auswilderung unmöglich machen.

Wie groß ist die Gefahr, die von Windkraftanlagen für Greifvögel ausgeht?

Windkraftanlagen an falschen Standorten können erwiesenermaßen zum lokalen Aussterben einzelner Arten führen. Greifvögel kollidieren mit Rotorblättern oder geraten durch die Luftverwirbelung in Turbulenzen – beides kann zu tödlichen Unfällen führen. Eine Studie aus Brandenburg zeigt: Alle 8 Jahre kollidiert ein Rotmilan mit einem Windrad. Hochgerechnet auf bundesweit etwa 28.000 Windräder an Land sind das über 3.600 Milane pro Jahr. Bei uns leben etwa 15.000 Brutpaare, und damit rund die Hälfte der weltweiten Population. Wir haben also eine große Verantwortung.