Felicitas von Arnim Reitzenstein

… interessiert sich für Blattjagd, v.a. auf der Pirsch

Ich verstehe nicht, warum wir in Kauf nehmen, dass der Wolf teilweise hochtragende Weidetiere angreift, sie schwer verletzt und diese dann häufig stundenlange Schmerzen erleiden müssen.

In meiner Familie bin ich die dritten Generation, die aktiv jagt. Die ersten Erinnerungen an die Jagd entstanden bereits während meiner Kindheit zusammen mit meinen Eltern. Seitdem gehört die Jagd für mich zum Alltag und zum Leben dazu. Heute bejagen mein Ehemann und ich die von ihm landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen. Ich arbeite als Tierärztin in einer Praxis für Groß- und Kleintiere in der Uckermark.


Vier Fragen an Felicitas

Wie kannst du es vereinbaren, als Veterinärin Tieren das Leben zu retten und als Jägerin Tieren das Leben zu nehmen? 

Tierärztin sein und jagen ist kein Widerspruch. Als Tierärztin bin ich dem Tierschutz verpflichtet: Die Herausforderung ist, kranke Tiere zu heilen und ihnen Qualen und Leiden zu ersparen. Auch als Jägerin bin ich dem Tierschutz verpflichtet: Ich achte auf kranke Tiere im Revier und muss entscheiden, ob ein Tier erlöst werden muss. Bei jedem Schuss lege ich Wert darauf, dem Wild jegliche Qualen zu ersparen. Zudem bin ich gesetzlich verpflichtet, einen gesunden, artenreichen Wildbestand zu erhalten. Insofern bildet der Tierschutz in meinem Leben den gemeinsamen Nenner für Beruf und Jagd.

Wie oft bist du in deinem beruflichen Umfeld mit Wolfsangriffen konfrontiert, und welche Geschichte hat dich besonders berührt?

Bei Weidehaltung kommt es leider immer häufiger zu Wolfsangriffen, obwohl die Rinder- und Schafherden nach den gesetzlichen Vorgaben gesichert sind. Vor kurzer Zeit wurde auf dem privaten Grundstück einer Schafhalterin wenige Meter neben ihrem Wohnhaus ein Schaf von Wölfen getötet. Besonders berührt hat mich die emotionale Betroffenheit eines Berufsschäfers, der mir von seinen getöteten und teilweise schwer verletzten Tieren berichtete, die er selbst großgezogen hatte und die teils hochtragend waren.

Welchen Umgang mit dem Wolf würdest du dir in Deutschland wünschen?

Wir sollten in Deutschland mit dem Wolf genauso professionell umgehen wie etwa in Schweden. Bei einer wesentlich kleineren Population wird dort jährlich eine bestimmte Anzahl an Wölfen erlegt, ohne dass der gesunde Erhaltungszustand darunter leidet. Tierschutz hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert, wenn es um die Haltung von Tieren geht. Ich würde mir wünschen, dass das auch für den Wolf gilt. Ich verstehe nicht, warum wir in Kauf nehmen, dass der Wolf teilweise hochtragende Weidetiere angreift, sie schwer verletzt und diese dann häufig stundenlange Schmerzen erleiden müssen. 

Wie wichtig ist dir Tierschutz als Jägerin und was tust du konkret dafür?

Der Tierschutz stellt für mich die wichtigste Leitlinie bei allen beruflichen und jagdlichen Aktivitäten dar. Als Jägerin helfe ich vor der Mahd von Grünflächen bei der Kitzrettung. Bei der Jagd gebe ich nur dann einen Schuss ab, wenn ich mir sicher bin, dass er sofort tödlich ist. Um verletzte Tiere zügig und gezielt finden zu können, habe ich meine Rauhaarteckelhündin für die Nachsuchenarbeit ausgebildet und prüfen lassen.